Mittwoch, 5. Oktober 2016

Buchrezension: Judy Blume - Sommerschwestern

Judy Blume

Sommerschwestern



Inhalt: 

Seit ihrem zwölften Lebensjahr sind Victoria und Caitlin Freundinnen und Verbündete im Kampf gegen den langweiligen Alltag. Zwar sehen sie sich seit ihrem Schulabschluss nur noch selten, aber an ihren Gefühlen hat sich nichts geändert. Bis Victoria eines Tages einen Anruf erhält. Caitlins Neuigkeiten treffen sie wie ein Schlag und versetzen sie zurück in einen Sommer voller Geheimnisse.

Rezension: 

Seit ihrem 12. Lebensjahr verbringen die ungleichen Freundinnen Caitlin und Victoria "Vix" die Sommer gemeinsam auf der Insel Martha's Vineyard bei der Familie von Caitlin. 

Caitlin stammt aus wohlhabenden Verhältnissen und benimmt sich so, als könnte sie sich ihre Freunde aussuchen. Vix kann nicht wirklich nachvollziehen, warum ausgerechnet sie von der Schulkameradin eingeladen wird, die Ferien in dem Haus von Caitlins Vater zu verbringen. Bei ihren Ersatzeltern fühlt sich Vix allerdings angenommener und geborgener als bei ihren leiblichen Eltern. Zu der selbstbewussten Caitlin, die Vix immer wieder von oben herab behandelt, entwickelt sich trotz ihrer herablassenden Art eine enge Bindung, die bis ins Erwachsenenalter anhält. 

In den Sommermonaten entdecken die beiden ihre erste Liebe, haben erste Beziehungen und probieren sich sexuell aus. 
Vix ist die Bodenständigere und Strebsamere der beiden Mädchen, die einen sehr guten Schulabschluss macht und in Harvard studiert, während Caitlin mit der finanziellen Unterstützung ihres Vaters durch Europa reist und ihre sexuelle Freiheit genießt. 

Der Roman handelt im Zeitraum von 1977 bis 1990, in welchem der Leser die Entwicklung der beiden Protagonistinnen und ihrer ungewöhnlichen Freundschaft miterlebt. Vix ist die geradlinigere, sympathischer von beiden, die ihren Weg im Leben geht, auch wenn sie objektiv gesehen die schlechteren Voraussetzungen als Caitlin hatte. 

Caitlin agiert ohne über Konsequenzen nachzudenken und möchte ihr Leben einfach nur genießen. Auf diese Weise strapaziert sie auch die Freundschaft zu Vix, was bei ihrem Wiedersehen als Erwachsene gegen Ende des Romans überdeutlich wird. 

Am Anfang habe ich wenig gebraucht, um mich in das Buch hineinzufinden. Nach einem guten Drittel konnte mich der Roman jedoch fesseln, weil ich wissen wollte, wie sich beide Protagonistinnen menschlich weiterentwickeln. 

Den Titel "Sommerschwestern" empfinde ich als sehr passend, da Vix und Caitlin sich nach ihrer Schulzeit nur sporadisch sehen und sie für mein Verständnis nie enge Freundinnen waren, die sich gegenseitig vertrauen konnten. Vix konnte durch Caitlin ihrem Elternhaus und dem behinderten Bruder, den sie jedoch über alles liebte, entfliehen. Caitlin dagegen hat eine "Freundin" gebraucht, gegenüber der sie sich überlegen verhalten konnte und die ohne Widerspruch zu befürchten, das Kommando in der "Freundschaft" angeben konnte. 

"Sommerschwestern" ist darum keine heitere Sommerlektüre, sondern ein Roman mit Tiefgang, der statt einer unbeschwerten Mädchenfreundschaft eher die Probleme und Enttäuschungen zwischenmenschlicher Art thematisiert. 

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