Montag, 30. Oktober 2017

Buchrezension: Marissa Stapley - Das Glück an Regentagen

Marissa Stapley

Das Glück an Regentagen


Inhalt: 

Seit Generationen lebt die Familie Summers am Ufer des gewaltigen St. Lorenz-Stroms. Sie angeln, fahren hinaus zu den Inseln, trotzen dem Regen und den Gezeiten und betreiben ein charmantes Inn mit blauen Fensterläden direkt am Wasser.
Mae Summers und Gabriel Broadbent sind zusammen im Summers‘ Inn aufwachsen, nachdem ein schwerer Schicksalsschlag die beiden für immer miteinander verbunden hat. Hier am Fluss haben sie gemeinsam ihre erste Liebe erlebt. Beieinander finden sie Halt, bis Gabe eines Tages verschwindet. Mae ist am Boden zerstört und beginnt schließlich ein neues Leben in New York.
Zehn Jahre später: Mae kehrt zurück nach Alexandria Bay, in das Inn ihrer Großeltern, um sich von einer schlimmen Trennung zu erholen. Aber ihre Großeltern haben sich verändert.


Rezension: 

Nachdem Maes Verlobter Peter wegen Betruges untergetaucht ist und die Kriminalpolizei auch Mae wegen möglicher Mittäterschaft an dem Wirtschaftsverbrechen befragt hat, kehrt sie an ihren Heimatort Alexandria Bay zurück, wo sie im Inn ihrer Großeltern aufgewachsen ist. 
Ihre Eltern hatte Mae als Kind bei einem tragischen Unglück auf dem St. Lorenz-Strom verloren. Für den Unfall macht sich Zeit seines Lebens Gabe verantwortlich, der Maes erste große Liebe war. Als sie nun in ihre Heimat zurückkehrt, um neue Kraft zu schöpfen, scheint auch Gabe wieder vor Ort zu sein, obwohl er sich geschworen hatte, nie wieder an den Ort zurückzukehren, wo er als Kind von seinem alkoholkranken Vater misshandelt wurde. 

Aber auch Maes Großeltern quälen die Geister der Vergangenheit. Lilly, die unter Altersdemenz leidet, offenbart ihrem Ehemann George nach 60 Jahren Ehe versehentlich, dass ihre verstorbene Tochter Virginia nicht Georges leibliches Kind war. George verlässt Lilly daraufhin und zieht sich gekränkt zurück, bis es für eine Versöhnung zu spät ist. 

Hintergrund des Titels des Romans sind Aufzeichnungen von Maes Mutter Virginia, die eine Reihe von Vorschlägen notiert hat, was man alles an Regentagen unternehmen kann. 

So positiv und lebensbejahend der Titel und auch das schöne Cover ist, so melancholisch und beklemmend ist die Geschichte der vier Protagonisten. 
Der Roman ist wechselnd aus der Sicht eines anderen Charakters geschrieben, so dass man als Leser Einblick in die Gefühlswelten aller Figuren erhält. Der Schwerpunkt liegt bei Mae, bei der alle Fäden des Romans, der durch die Perspektivenwechsel und Rückblenden in die Vergangenheit nicht ganz einfach zu lesen ist, zusammenlaufen. 

"Das Glück an Regentagen" dreht sich um Familiengeheimnisse, (falsche) Verdächtigungen, Verrat, Schuld(gefühle) und die große Liebe. Da jeder Charakter für sich gleich mit mehreren Schicksalsschlägen zu kämpfen hat, wirken die Familien Summers und Broadbent arg gebeutelt auf mich. 
Der Roman hatte damit Potenzial für gleich mehrere Erzählungen, mit denen man jedem Charakter hätte gerechter werden und mehr Tiefe verleihen können. 

Der erste auf Deutsch erschienene Roman von Marissa Stapley ist weniger eine romantische Liebesgeschichte, wie das Cover suggeriert, als vielmehr eine dramatische Familiengeschichte über die Fehlbarkeit des Menschen und über die Konsequenzen, die sich noch Jahre später daraus ergeben können. Aufgrund der bedrückenden Stimmung ist er ein passender Roman für den Herbst, um sich bei einbrechender Dunkelheit und einsetzendem Regen in diese schicksalhafte Geschichte zu vertiefen. 






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen