Montag, 30. Mai 2016

Buchrezension: Lucie Bach - Triplo X

Lucie Bach

Triplo X


Inhalt:

Weltweit wurden inzwischen fünf Millionen Menschen durch künstliche Befruchtung geboren, trotzdem ist diese Methode noch immer ein Tabu. Die Reproduktionsmedizin schockiert die öffentliche Moral mit ihren Schlagzeilen: In den USA bekam die sogenannte Octomom durch künstliche Befruchtung Achtlinge, und eine 65-jährige Berlinerin brachte kürzlich Vierlinge zur Welt. Daneben entstehen durch künstliche Befruchtung still und heimlich unzählige neue Familien, die sich kaum dazu bekennen mögen.

Und nicht jeder dieser Wege zum Wunschkind ist legal: Obwohl in Deutschland jährlich 300 bis 400 Kinder durch eine Eizellspende geboren werden, ist sie hierzulande im Gegensatz zur Samenspende verboten. Auch mit der Embryonenadoption und der Leihmutterschaft revolutioniert der internationale Markt der Reproduktionsmedizin unser althergebrachtes Familienbild an den deutschen Gesetzen vorbei. Reproduktives Reisen nennt sich das, was viele hetero- und homosexuelle Paare, Alleinstehende mit Kinderwunsch und auch Lucie Bachs Protagonistin Marta ins Ausland treibt.

Lucie Bachs Roman TRIPLO X ist die psychologisch feinsinnige Geschichte eines unbändigen Wunsches.

Als Überlebende einer Mutterkatastrophe will die Icherzählerin Marta es mit einem eigenen Kind unbedingt besser machen. Sie und ihre große Liebe Tom machen mehrere künstliche Befruchtungsversuche, bis sich herausstellt, warum Marta nicht schwanger werden kann: Sie hat das Triplo-X-Syndrome, eine Erbkrankheit, bei der das X-Chromosom nicht zwei-, sondern dreimal vorkommt. Martas Welt bricht zusammen. Sie will eine in Deutschland verbotene Eizellspende durchführen lassen. Wäre da nicht der Zweifel, ob sie einem Kind, das genetisch nicht einmal das eigene ist, geben kann, was sie selbst nicht bekam.

Martas Kampf um ein Kind ist auch eine Reise zu sich selbst. Melancholisch und humorvoll führt uns der Roman durch den Dschungel der Reproduktionsmedizin und stellt große Fragen unserer Zeit: Darf Fortschritt machen, was Fortschritt kann? Ist genetische Herkunft wichtig, und wie weit gehe ich für meinen Kinderwunsch?


Rezension:

Aufgrund des Klappentextes bin ich davon ausgegangen, dass es sich bei "Triplo X" um ein Sachbuch handelt, das sich mit dem Thema Eizellspende befasst. Dies ist allerdings nicht der Fall. Es ist vielmehr ein Roman, in welchem es um eine Frau geht, die auf natürlichem Weg keine Kinder bekommen kann und bei der auch alle ICSI-Versuche nicht zu einer Schwangerschaft geführt haben.  

Als sie dann auch noch mit der Diagnose "Triple-X-Syndrom" konfrontiert wird, kommt für sie nur noch die in Deutschland verbotene Eizellspende in Frage.

Der Roman beschreibt sodann den schwierigen (medizinischen) Weg Martas mit allen Höhen und vielen Tiefen sowie die Zeit des Hoffens und Bangens, bis es letztlich zur ersehnten Schwangerschaft und zur Geburt eines gesunden Jungens kommt. 

Marta ist ein sehr sehr schwieriger Charakter, der mir das Lesen trotz des interessanten und durchaus umstrittenen Themas nicht leicht gemacht hat. 
Marta ist nicht verheiratet, aber seit ca. acht Jahren mit ihrem Lebensgefährten Tom zusammen. Beide hatten eine schwierige Kindheit und vor allem Marta hat als Kind unter ihrer Mutter, die sie wegen ihrer Gefühlskälte nur "Alaska" nennt, gelitten, da sie sich nicht von ihr geliebt fühlte. Inzwischen ist ihre Mutter verstorben, aber bis heute hat sie ihr Kindheitstrauma weder verarbeitet, noch kann sie es ruhen lassen. Der penetrante und kompromisslose Kinderwunsch wird zum Selbstzweck und steht über allem, auch wenn sie selbst Zweifel hat, ob sie in der Lage sein wird, ihr Kind zu lieben. 

Mit ihrer Idee der Eizellspende stößt sie ihren Freund Tom vor den Kopf und lässt ihm keine andere Wahl als sein Sperma zur Verfügung zu stellen. Sie erpresst ihn geradezu, da sie ihr Vorhaben auch ohne sein Einverständnis durchführen würde. Ihr unmögliches Verhalten und ihre Unersättlichkeit (schwanger ja, aber bitte keine Mehrlinge und auch bitte kein Junge...), Unzufriedenheit und Psychosen erstrecken sich über den gesamten Roman bis nach der Geburt von Florimond etwas Normalität einkehrt. Dann wünscht sich Marta ein zweites Kind...

Ich fand es ein bisschen schade, dass die Autorin Marta so schwierig und negativ gezeichnet hat. So rückte das eigentliche Thema der Eizellspende für mich ein wenig in den Hintergrund, weil ich mich seitenweise über Martas Verhalten ärgern musste und über all die anderen Menschen, die einfach nur zugeguckt und sie wie Tom mit Verständnis und der Gabe von Valium auch noch ihre emotionalen Ausbrüche unterstützt haben. 

Ob man die Eizellspende aus ethischen Gesichtspunkten gutheißen mag oder nicht - das Buch macht sie prosaisch zum Thema ohne Anspruch zu erheben, über alle Widrigkeiten oder Alternativen aufklären zu wollen. Darf Fortschritt machen, was Fortschritt kann? Diese Frage wird auch ein Roman nicht lösen können, "Triplo X" möchte jedoch aufzeigen, dass die genetische Herkunft für einen Kinderwunsch oder Mutterliebe nebensächlich sein kann. 

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